Zum PRS (Plan de réussite scolaire) in unserer Schule in einer großen Minette-Gemeinde

Fragen aus dem Fußvolk
Ist es pseudo-moderner Unfug? (meint so mancher Kollege)
Ist es eine Disziplinierungsmaßnahme der Obrigkeit? (denken viele)
Ist es ein möglicherweise nützliches Instrument? (hoffen einige)
Ist es das Allheilmittel für alle Probleme der luxemburgischen Schule? (glauben die Verfasser des PRS-Handbuchs)
Während etliche noch wünschen, dieser Kelch würde an ihnen vorübergehen, sind andere schon emsig am Werk. Wir, zum Beispiel.
Und wir stellen uns Fragen über Fragen.
Hilft es wirklich, wenn das MENFP unserer Arbeit denselben starren Zeitrahmen aufstülpt wie den Kollegen anderswo?
Ist es nicht doch aufwendiger, unser 90-köpfiges Kollegium zu organisieren, als die 20 Lehrer einer Dorfschule?
Wie sollen wir eigenständig Ziele erarbeiten und autonom auf die Bedürfnisse unserer Schulbevölkerung eingehen, wenn beispielsweise Bürgermeister und Gemeinderat sich einmischen und diktieren, dass alle Schulen der Gemeinde sich auf zwei gemeinsame Ziele einigen müssen?
Die große Unbekannte „Agence de Qualité“: Wer ist das?
Über welche Ressourcen und Kompetenzen verfügt sie?
Inwieweit kann sie unsere Bemühungen im Nachhinein torpedieren?
Kann ein Comité d’école die Arbeit von mehreren Steuergruppen gleichzeitig erledigen, wenn dauernd tagesaktuelle und zeitraubende Aufgaben anstehen, wie das Verteilen von Schülern wegen fehlenden Ersatzpersonals?
Können die zum PRS nötigen Prozesse überhaupt gelingen, wenn sich kooperative Strukturen an unserer Schule erst im Aufbau befinden?
Ist es nicht zu ehrgeizig, den Durchmarsch durch verschiedene notwendige Stadien eines Schulentwicklungsprozesses anzuordnen, wenn zudem die PRS-Fortbildungsangebote nicht ausreichen, um der Nachfrage Herr zu werden?
Wie sollen wir neue Konzepte entwickeln, wenn schon bei unseren aktuellen Förderkonzepten die staatlichen Stellen bei der angemahnten Evaluierungsunterstützung versagt haben? Reichen interne Bewertungsmöglichkeiten bei Projekten größeren Ausmaßes? Fühlen wir uns dazu kompetent und in der Lage?
Ist eine sinnvolle Arbeit mit ruhiger Hand möglich, wenn das Damoklesschwert Contingent über allen Bemühungen hängt? Verhindert der PRS in jetziger Form nicht eine echte Dynamik bei der Entwicklung von Zielen, wenn der Einsatz von Ressourcen für bestehende Fördermaßnahmen den vorgesehenen Rahmen des Contingent sprengt, folglich in jedem PRS aufs Neue gerechtfertigt werden muss?
Müssen wir also immer wieder den PRS so ausrichten, dass man uns das 20%-Mehr an Personal, das wir jetzt schon brauchen, auch gewährt?
Drohen uns nicht Selbsttäuschung und Überforderung, wenn etwa für eine individualisierte Sprachförderung alle passenden Materialien erst noch von uns selbst ausgearbeitet werden müssen, weil von staatlicher Seite nichts angeboten wird? Wo bleiben etwa DaF-Lehr- und Lernbücher?
Sind selbstgewählte Ziele nicht sowieso illusorisch, wenn wir die Curricula nicht wesentlich ändern dürfen und unter anderem portugiesische Kinder mit Deutsch als Hauptsprache überfordert bleiben?
Werden hier nicht doch jahrelange Entwicklungsziele in einen viel zu engen Rahmen gezwängt? Müssen wir unseren Kollegen nicht Recht geben, wenn sie sich nicht in Arbeitsgruppen mit teilweise aufoktroyierten Aufträgen aufopfern wollen, deren Ausgang nicht ungewisser sein kann?
Wird sich, wie so oft, die fehlende Wirksamkeit bei der Implementierung in der Praxis erweisen, weil wieder mal zu groß gesehen wurde (werden musste)? Werden Entwicklungsbemühungen versanden, wie letztes Mal, als bei uns eine von oben herab aufgedrängte und dann doch mit viel Engagement von Freiwilligen erschaffene Schulcharta ihren Weg nicht in die Schulen fand?
Ist nicht bei der aktuellen Gemengelage schon jetzt vorhersehbar, dass unheimlich viele Anstrengungen verpuffen werden? Dass der Motivation der Engagierteren das Genick gebrochen wird?