Satire:Mit eiserner Hand Schulen führen: Plädoyer für Schulleitung aus einem Guss

20.06.2010

Zeit Bilanz zu ziehen, Entscheidungen zu treffen. Viele Politiker, manche Journalisten hatten es vorausgesehen: Die neue Schulreform versinkt im Morast der Bürokratie und „Reunionitis“. Die Lösung stand für die Weisesten von vorneherein fest. Statt „demokratische“ Strukturen in die Schulen pflanzen zu wollen, wird es wohl bald heißen aufzuräumen mit Kompetenzgerangel, Verantwortungslosigkeit und Schwätzerei. Die Schaffung von Lehrerräten hat sich als Fehler erwiesen. Eindeutige Hierarchien werden entstehen. Der Präsident wird endlich Direktor und kann dem Lavieren und Palavern ein Ende setzen. Unsere Schule wird sich des Wustes von Regeln und der Willkür der Komiteeherrschaft entledigen.

Bildungsforscher, wie Romain Martin von der Uni Luxemburg oder Jürgen Baumert vom Berliner Max-Planck- Institut, sprechen sich schon lange für starke, weisungsbefugte Schulleitungen aus (d’Land vom 22.12.06). Derweil hadern die derzeitigen Schulkomiteepräsidenten mit ihrer Führungsrolle, weil sie sich ständig der Aufsicht durch ihre Komitees sowie ihre – derzeit noch – Kollegen ausgesetzt sehen.

Gibt es etwas Unnützeres als ein Comité de Cogestion? Statt Direktoren – direkt dem Inspektor untergeben, am Puls ihrer Schule – freie Hand zu geben, ihre Schule zu pädagogischer Kohärenz und organisatorischer Effizienz hinzuführen, unterwirft man „Präsidenten“ der permanenten Rechenschaftspflicht gegenüber einem gewählten Gremium. Wie sollen Präsidenten etwa beim Bürgermeister ein gutes Wort für ihre eigene Schule einlegen können und die paar Kreuzer mehr anschaffen, die jede Schule, gerade in Krisenzeiten, braucht, wenn ein Comité de Cogestion der Gleichmacherei frönt und alle Schulen und Schüler der Gemeinde gleichbehandelt sehen will?

Gibt es Überflüssigeres als die vielen Regeln, Règlements, Charten, die sich Lehrer in unendlichen Diskussionsrunden und Wahlgängen abringen müssen? Statt eine Schulorganisation der kurzen Wege zu schaffen, wo der einzelne Lehrer nur kurz am Paltong seines Direktors ziehen muss, um dem Kollegen die Wunschklasse vor der Nase wegzuschnappen, lässt man zum Beispiel unter dem Diktat des gängigen Gerechtigkeitsfimmels ein unpersönliches Règlement d’occupation des postes herrschen, dem sich jeder ungeachtet seiner Meriten zu fügen hat.

Gibt es auch für Eltern etwas Lästigeres als die Gleichberechtigung der Lehrer an einer Schule? Statt dem besorgten Familienvater zu erlauben, seine Vorbehalte gegenüber einer ungeeigneten Lehrperson bei deren vorgesetzten Direktor vorzutragen, damit dieser stante pede die Elternwünsche umsetzen kann, hält man stur daran fest, dass die Eltern im Gespräch mit dem Lehrer selbst eine möglichst harmonische Lösung suchen und das Schulcomité nur beratend und unterstützend tätig wird.

Kaum einer, der das politische Métier beherrscht, entzieht sich noch der Erkenntnis, dass der Unordung in unseren Schulen ein Ende zu setzen ist und die Schulleitung in die Hände eines Direktors zu legen ist.

In unserem östlichen Nachbarland zeigt sich gerade wieder die Überlegenheit einer solchen Schulorganisation, die auf einer effizienten Autorität beruht. Leuchtendes Beispiel die Odenwaldschule, an der über lange Jahre pädagogischer Eros gepaart mit konsequentem Führungswillen des Direktors furchtbare Erfolge zeitigte.

Und erst vor wenigen Jahren bewunderten Teilnehmer am Schulkongress der Luxemburger Grünen, mit welcher Demut und Hingabe die stellvertretende Leiterin der berühmten Helene-Lange-Schule ihrer vorgesetzten Direktorin den Stuhl zurechtrückte, bevor letztere in einer Rede die Vorzüge IHRER Schule rühmte, in welcher jeder neue Schüler per Handschlag durch selbige Direktorin in persona aufgenommen werde.

Der langen Rede kurzer Sinn: Gebt uns endlich einen richtigen Grundschuldirektor - der hat uns gerade noch gefehlt!

Hibernatus