Die Reform der Lehrerbildung
Am 5.Februar 2004 organisierte das SEW/OGB-L im Audimax der Universität Luxemburg Campus Walferdingen eine weitere Konferenz zum Thema Lehrerbildung. Das SEW versucht seit einiger Zeit dieses Thema immer wieder aufzugreifen und auch anhand ausländischer Modelle die Überlegungen hier in Luxemburg weiterzubringen.
Im Oktober 2002 hatten wir Professor Matti Meri von der Universität Helsinki eingeladen, der uns das finnische Modell der Lehrerbildung vorstellte. Im Mai 2003, bevor das Gesetz über die Universität Luxemburg im Parlament verabschiedet wurde, hatten wir dann ein Rundtischgespräch zur Lehrerbildung in Luxemburg organisiert. Und diesmal waren wir sehr froh, dass sich Tilman Boehlkau, der Vorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz, bereit erklärt hatte die geplante Reform der Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz vorzustellen und gleichzeitig auch die Haltung seiner Gewerkschaft zu diesen Reformplänen zu erläutern. Obwohl sich zu dieser Konferenz nur ein sehr spärliches Publikum eingefunden hatte, so muss man doch sagen, dass sowohl die Vorstellung des Ausbildungsmodells, als auch die anschließende Diskussion äußerst interessant für die Reformpläne in Luxemburg sind.
Das Reformkonzept für die Lehrerbildung in RheinlandPfalz :
- mehr Professionalität, durch ein duales Studien- und Ausbildungskonzept, das durch die Schaffung von Zentren für Lehrerbildung an den Universitäten ermöglicht wird.
Die Organisation und Verantwortung für das Lehramtsstudium, die Steuerung bei der Aufstellung der Lehrangebote, die gegenseitigen Abstimmungen bei fachübergreifenden Forschungs-und Entwicklungsaufgaben wird an jeder Universität durch ein Zentrum für Lehrerbildung, einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung mit Mitgliedern aller an der Lehrerbildung beteiligten Fachbereiche,
wahrgenommen;
- ein stärkerer Praxisbezug im Studium, wozu Studium und berufspraktische Ausbildung teilweise zeitlich miteinander verschränkt werden sollen;
- mehr Polyvalenz, durch das Einrichten eines Bachelor-Studiums, das auf das Berufsfeld Schule ausgerichtet ist und damit in die vielfältigen Herausforderungen und Anforderungen dieses Berufsfeldes einführt und auf einem fachwissenschaftlichen Studium in zwei schulrele vanten Fächern mit fachdidaktischen Anteilen, sowie auf einem Studium der Bildungswissenschaften basiert. Die Master-Studiengänge bauen auf dem Bachelor-Studium auf und sind auf das jeweilige Lehramt also schulartspezifisch ausgerichtet. In der Regel muss man sich also erst nach einem Bachelor-Studium für ein bestimmtes Lehramt entscheiden;
- eine Verkürzung der Studiendauer durch die Verbindung von Studium und berufspraktischer Ausbildung, wodurch strukturelle Defizite abgebaut werden, um die Lehrerausbildung professioneller und effektiver zu gestalten; - die Einbeziehung der Fort- und Weiterbildung in das Gesamtsystem der Lehrerbildung
Obwohl die GEW sich grundsätzlich für eine Reform der Lehrerbildung in diesem Sinne ausgesprochen hat, gibt es noch etliche Kritikpunkte an den vorliegenden Plänen. Vor allem wurden konkrete Berufsperspektiven für den Bachelor für Bildungswissenschaften vermisst. Beim Masterstudium wird die allzu starke Gliederung in die verschiedenen Lehrämter (Grundschullehrer, Hauptschullehrer, Realschullehrer, Gymnasialschullehrer, Berufsbildungslehrer, Sonderlehrer) bemängelt, die GEW würde eine Trennung der Ausbildung die sich an den 3 verschiedenen Schulstufen orientiert, eher begrüßen.
Was können wir in Luxemburg aus der Diskussion wie sie in Rheinland-Pfalz geführt wird lernen?
Leider diskutieren wir ja im Moment nur die Ausbildung der "instituteurs", was in Deutschland die Grund- Haupt- und Sonderschullehrer umfassen könnte. Die Professorenausbildung, die sich in Deutschland unter anderem auch auf die Gymnasiallehrer beziehen würde, läuft in Luxemburg auf einer ganz anderen Schiene. Historisch haben sich diese Ausbildungen bei uns sehr unterschiedlich entwickelt und es scheint im Moment noch eher unrealistisch, auf eine gemeinsame Grundausbildung hinzuarbeiten. Dennoch sollten uns die Beispiele aus dem Ausland lehren, dass dies nicht überall als unmöglich angesehen wird. Ein weiterer Diskussionspunkt sollte die Eingliederung der Lehrerbildung in die Grundstrukturen der Bachelor- und Master- Studiengänge betreffen. Eine Abkoppelung von dieser Entwicklung sollten wir auch in Luxemburg vermeiden. Wir sollten aber auch nicht glauben, wir könnten die Ausbildung der Lehrer, welche unter anderen sehr hohen Anforderungen im Bereich des Zweitund Drittsprachenerwerbs ausgesetzt sind, auf ein Bachelor-Studium beschränken. In Deutschland ist ein Master für sämtliche Lehrämter vorgesehen, auch wenn die Studiendauer für Grund-, Haupt- und Realschullehrer im Prinzip auf ein 4-jähriges Studium ausgerichtet ist.
Anhand der Überlegungen die in Rheinland-Pfalz zu den Zentren für Lehrerbildung geführt werden, sollten wir uns auch für Luxemburg überlegen, welchen Stellenwert die Erziehungs- oder Bildungswissenschaften an der Universität haben werden, und wie bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Studien mit der berufspraktischen Ausbildung in der Lehrerbildung verknüpft werden sollen.
Diese Diskussionen scheinen uns wegweisend für die Entwicklung des Berufsbildes der Lehrer. Deshalb können wir uns nicht damit zufrieden geben, dass in dem vorliegenden Gesetzesprojekt zur Zeit nur ein Bachelor vorgesehen ist. Nun hat es ja den Anschein als käme dieses Gesetzt in der jetzigen Legislaturperiode nicht mehr durch. Dies gibt uns vielleicht die Möglichkeit, in diesem wie in anderen Punkten, bei der nächsten Regierung einen Durchbruch zu erlangen. Dies bedingt allerdings, dass wir uns als Lehrer viel konsequenter für unseren Beruf einsetzen.