Modularstufen in der Primärschule (Gilles Hoffmann)

22.02.2006

Un d'KollegenInnen vun de Gewerkschaften

Kann een aus alle Kanner uerdentlech Sportler maachen, ob se nun déck oder dënn, laang oder kuurz, ... sin?
Sëcherlech, wann se ganz vill dodrop tränéiert gin, e passende Régime iessen, bal soss näischt maachen - hir Liewensqualitéit also enorm ageschränkt gett. An da gin et der nach, déi trotzdeem et net packen. Mussen se dann all iwert dee selwechte Leescht gezu gin?
Natiirlech net beim Sport - a wéi ass et da mam Gehier? Do verlaange mir ower als Schoul déi Gläichstellung, den Effort bis zum geet net méi bei denen engen, d'Langweil bei denen aneren.
Ech mengen, dat ass net gutt, an dofir proposéieren ech iech dëse Lieserbréif, fir eventuell emol neess eng Diskussioun iwert eist Schoulsystem unzereizen. Villäicht gin et interessant Meenungen dozou!


Modularstufen in der Primärschule



Wieso kommen nicht alle Schüler nach der Primärschule ins klassische Lyzeum?
Auf diese banale Frage findet der Leser sicher mehrere treffende Antworten:
1. die Interesse der Schüler gehen nicht alle in die selbe Richtung
2. die intellektuellen Fähigkeiten der Schüler sind verschieden
3. das Leistungspotential der Schüler ist ungleich
4. das soziale Umfeld der Schüler spielt eine wichtige Rolle
5. und ... die Schule hat nicht jedem das gleiche Wissen beigebracht

Als erfahrener Pädagoge stelle ich mir immer wieder die Frage, weshalb nach dem 6. Schuljahr die Vielfalt der Schüler in Betracht gezogen wird und ihnen die Möglichkeiten eingeräumt werden, verschiedene Lernrichtungen und pädagogische Wege einzuschlagen, während die Primärschule krampfhaft daran festhält, allen Schülern das gleiche Pensum abzuverlangen.
Auch wenn einigen pädagogischen Maßnahmen wie 'enseignement culturel' in der Muttersprache, individuelle Schülerbetreuung, Hausaufgabenhilfe, ... ein beschränkter Erfolg zuerkannt werden muss, so täuschen diese Aktionen nicht über das vorgeschriebene Ziel hinaus: möglichst allen Schülern, ob stark oder schwach, ob luxemburgisch oder ausländisch, ob interessiert oder frustriert, das gleiche, teils unverdauliche Menü, vorzusetzen.
Schüler klagen über Langweile oder Über- oder Unterforderung, Lehrer über Desinteresse, die Gesellschaft über Respektlosigkeit, Professoren über Unzulänglichkeiten, die Industrie über Unfähigkeiten. (richtig; es gibt auch teils sehr zufriedene Menschen in unserer Gesellschaft!)

Weshalb nutzen wir nicht schon in der Primärschule die potentiellen Fähigkeiten unserer (positiven) Verschiedenheiten und bieten den Kindern ein wenigstens teilweise auf sie zurechtgeschnittenes Konzept an?
Mir scheint ein modulares Schulsystem, in dem die Schüler (oder ihre Eltern) nach ihren Fähigkeiten und / oder Interessen aus verschiedenen Leistungsstufen wählen könnten, ein begehbarer Weg zu sein. In 2 oder 3 Parallelklassen würde ein ähnliches Grundwissen angeboten, aber der Schwierigkeitsgrad und die pädagogischen Mittel wären von Stufe zu Stufe verschieden.
Der Lehrer einer mehr oder weniger homogenen Klasse könnte viel besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen, weil sie ein ähnliches Niveau hätten. Der Stress für Schüler und Lehrer nähme ab, weil nicht mehr auf unerreichbare Ziele zugesteuert werden müsste.
Und so könnte es funktionieren (vereinfachtes Beispiel):
Das portugiesischsprechende, in Mathe hochbegabte Kind besucht in Deutsch Klasse C (einfach; Deutsch als Fremdsprache), im Französischen Klasse B (mittelschwer) und in Mathe Klasse A (schwierig, komplex; vielleicht sogar in französischer Sprache).
Das Ministerium in Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft (nicht einzelne Lehrer in ihrem stillen Kämmerchen) müsste sich dransetzen, geeignete, maßgeschneiderte Programme oder besser noch Lernziele für die verschiedenen Stufen auszuarbeiten.
In einer Ganztagsschule könnten die Schüler nebenbei aus einem breitgefächerten Angebot von Aktivitäten (Optionen) wählen, die ihrem Interesse und ihren jeweiligen Fähigkeiten, aber auch den Bedürfnissen der Gesellschaft und Industrie, entsprechen würden.
Die Orientierung der Schüler in den postprimären Unterricht respektiv ins spätere Berufsleben fände anhand der erreichten Stufen und des mitgebrachten Gepäcks aus den Optionen statt.
Schule von morgen?