Anmerkungen zu den Epreuves im 6.

Hatte das MEN nicht vor Jahren schon die wohl überlegte Absicht, die Epreuves in ihrer jetzigen Form abzuschaffen, da ihr vermeintlicher Nutzen in keinem Verhältnis zu Aufwand und Kosten ständen? Aus undurchsichtigen Gründen wurde davon Abstand genommen. Leider.
Exemplarisch die diesjährigen Mathe-Epreuven. Nur ein Detail, dass die Epreuves in einer Periode stattfinden in der Erkältungen und Grippen grassieren? Könnte es nicht anders sein, wenn der Lehrer den Zeitpunkt für standardisierte Tests selber festlegt? Es könnte!
Kein Detail aber Folgendes: Sehen die Schulreformen auch in Luxemburg Autonomie und die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Möglichkeiten des einzelnen Schülers vor, so konterkarieren die Mathematik- Epreuves diese Bestrebungen. Im Lauf des 1.Trimesters erhält der betroffene Lehrer eine Liste mit den Seiten aus dem offiziellen Mathe-Buch, die bis zum Stichdatum behandelt sein „müssen“. Abgesehen davon, dass dieses „Am-Buch-Kleben“ eigentlich abgeschafft sein sollte, ist es für manche Schüler und Klassen ein Ding der Unmöglichkeit, bis Anfang März den Großteil der Lernziele des gesamten Schuljahrs zu erreichen. Von Letzterem geht jedoch die Gruppe aus, welche die Mathe-Epreuves 2009 entworfen hat. Entweder hastet man also durchs Programm, ohne die nötigen Wiederholungen, und nimmt fehlende Tiefe des Erlernten in Kauf, oder aber man nimmt sich die Zeit, auf die Kinder einzugehen - und setzt sie dann im März vor Test- Aufgaben, etwa zum Rauminhalt, die für sie Neuland bedeuten.
Fünf Aufgaben mit Vergleichen von Brüchen stellen, bis auf eine, schwächere Schüler vor Schwierigkeitsanforderungen, denen sie nicht gewachsen sind. Sollten hier nicht vor allem Basiskompetenzen getestet werden? Unlogisch auch, solche Aufgaben zu stellen, welche im Buch - dem man doch hörig sein soll - auf nur etwas mehr als einer Seite behandelt werden.
Vor allem der zweite Teil der Epreuves besteht aus kompetenz-orientierten Aufgabenstellungen. Eben solche tauchen im MEN-Schulbuch aber nur sporadisch auf. Mehr davon bitte - aber nicht in einem standardisierten Test, der auch schwächeren Schülern Gelegenheit bieten sollte, zu zeigen, dass sie etwas können. Als Material für den Unterricht gern.
Schwächere Schüler werden von der Fülle der Aufgaben und den Schwierigkeiten erschlagen. Gute Schüler werden auch nichts Neues erfahren. Wozu also noch das Ganze?
In der jetzigen Form erfüllen die Epreuves einen gewissen Zweck, nämlich wieder mal den sozial und sprachlich benachteiligten Schülern aus bildungsfernen Milieus den Spiegel vor die Nase zu halten und ihr Versagen grafisch und statistisch festzuhalten. Sollte das das Ziel sein? Wir (Arbeiter- und Immigrantenkinder) hier unten, ihr (Luxemburger Mittel- und Oberklasse) da oben? Ziel erreicht.
Es kann sein, dass bei einem Mehr an Autonomie der Schulen reformbegleitende standardisierte Tests helfen, den Karren in der Spur zu halten. Dann aber bitte mehr Transparenz bei Ausarbeitung, Durchführung und Auswertung.
Clustern wir mal, was einem Lehrer im 6. zu den Tests im Moment einfällt: Bürokratisierung - Veräppelung - Praxisferne - Elfenbeinturm -- Verschwendung - Misstrauen - Abstempeln - Wut - Enttäuschung - Sinnlosigkeit - ...
Sollten die Epreuves die Vorboten sein, dessen was kommen wird; Menetekel für die Zeiten, wenn die Superbehörde „Agence de qualité“ das Zepter ergreift? PIRLS und Epreuves sollten Anlass geben, mal an der Basis nachzufragen, wie es denn so läuft, was man davon hält, welchen Nutzen das denn bringt - oder nicht. Anstatt die Budgets auf Jahre damit zu belasten.