Schule des Populismus
In seiner Pressekonferenz vom 25. September behauptet der Präsident des LCGB, das luxemburgische Schulsystem sei eigentlich bankrott und er empfiehlt den Eltern ganz allgemein auf ausländische Schulangebote zurückzugreifen.. Wenn man vom rein populistischen Charakter dieser Aussage einmal absieht, so würde diese Behauptung, träfe sie tatsächlich auf unser Schulsystem zu, eigentlich nur das Resultat der desaströsen Bildungspolitik der letzten 15 Jahre anprangern, deren “Konkursverwalterin” eine Ministerin aus den Reihen ... der CSV war, einer Partei, die das gleiche C im Namen trägt wie der christliche Gewerkschaftsbund. Die Reform der öffentlichen Schule, von der Früherziehung bis zum Abitur, ist das erklärte Ziel der "neuen" Bildungsministerin Anne Brasseur. Im Laufe der letzten zwölf Monate wurden erste Schritte in Richtung Reformen unternommen, und auch wenn fast alle Projekte noch in den Kinderschuhen stecken und manche Neuorientierungen - besonders in Richtung Privatisierung - in Frage zu stellen sind, so ist doch eine erste Bewegung in die luxemburgische Bildungspolitik gekommen. Es gilt nun, in Zusammenarbeit mit allen betroffenen Schulpartnern, die entsprechenden Reformprojekte wohl überlegt voran zu treiben und in die Wirklichkeit umzusetzen. Was in 15 Jahren verschlampt wurde, kann nicht innerhalb von 12 Monaten zurecht gebogen werden ! Die Empfehlung des LCGB-Präsidenten an die Eltern, ihren Kindern eine adäquate Wissensvermittlung im Ausland zu sichern, entbehrt zudem jeder politischen und sozialen Perspektive, die man doch vom Vorsitzenden einer der größten Gewerkschaften unseres Landes erwarten kann ! Ohne darauf einzugehen, welchen Kindern eine ausländische Schule etwas bringen würde und worin die Aufgabe einer Gewerkschaft besteht (etwa darin, die Lösung unserer Probleme ins Ausland zu verlagern ? ) sei hier nur die Frage gestellt, wie viele der Lohnabhängigen, die der LCGB gewerkschaftlich vertritt, sich wohl eine Verschulung ihrer Kinder im Ausland leisten können. Schließlich ist die den Schulpartnern unterstellte Unfähigkeit zur notwendigen Reform des Schul- und Bildungssystems in Luxemburg ein Schlag ins Gesicht der Elternvereinigungen, der LehrerInnen und ProfessorInnen, sowie all jener Menschen, die in unserem Lande bemüht sind, die öffentliche Schule an den neuen Anforderungen einer sich schnell entwickelnden Gesellschaft zu orientieren und den Kindern und Jugendlichen zu einem Grundrecht zu verhelfen: dem Recht auf Bildung ! Zu denen, die sich dafür einsetzen, zählen an erster Stelle, und nicht erst seit dieser Woche, die unterzeichnenden Gewerkschaften aus dem Schulsektor; wir taten dies im Gegenwind von 15 Jahren CSV-Bildungsausterität und werden auch während der jetzigen Legislaturperiode nicht davon ablassen. Ein Blick in den Gesetzesentwurf zum Budget 2001 gibt Anlaß zu etwas Optimismus: immerhin verzeichnet das ordinäre Bildungsbudget eine größere Wachstumsrate als das ordinäre Budget insgesamt. Dies war seit 1995 nicht mehr der Fall ! Mitgeteilt vom SEW/OGBwL, SNE/CGFP, FEDUSE/ Enseignement und APESS