Teambildende Maßnahmen?!

Die Verallgemeinerung der pädagogischen Arbeit im Team, die definitive Abkehr vom Einzelkämpfertum, die Bündelung der individuellen Energien und der pädagogischen Kompetenzen der Lehrer im Dienste einer Verbesserung der methodisch-didaktischen Vermittlung der Lernziele oder gar der Entwicklung von relevanten Kompetenzen, wie es in den vergangenen Jahren in immer mehr Schulen auf freiwilliger Basis längst Praxis war, bleibt für das SEW das Herzstück des neuen Schulgesetzes.
Da es nun darauf ankommt, dass nicht nur jene Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten, die aufgrund persönlicher Gemeinsamkeiten sich zusammengefunden haben, sollte dieser Prozess durch die äußeren Rahmenbedingungen in den Schulen unterstützt werden. Die Bedingungen, die den Lehrern vom Ministerium oder den Schulinspektoren vorgegeben werden, stehen allerdings dieser an sich sehr positiven und unbedingt notwendigen Entwicklung in verheerender Art und Weise im Wege.
Das SEW hatte schon im Vorfeld vor der Verstaatlichung der Grundschullehrer gewarnt. Leider stießen unsere Vorbehalte ausnahmslos auf taube Ohren. Dabei hätte das Vorbild der Sekundarschulen durchaus als warnendes Beispiel dienen können.
Unsere Befürchtungen hinsichtlich einer überbordenden Bürokratie, einer institutionalisierten Fehlplanung der zu schaffenden Lehrerstellen, sowie eine mangelnde Flexibilität in der Organisation, wurden leider schon im Jahre 1 der Schulreform übertroffen.
Es ist der Motivation der Zusammenarbeit sicher nicht förderlich, wenn durch fehlende Ersatzlehrer, im Falle einer Abwesenheit eines Kollegen, der Lehrer sich öfters auch um dessen Schüler kümmern muss. Unnötig zu betonen, dass in diesem Fall jede didaktische Planung über den Haufen geworfen wird. Sollte ein Lehrer gar das Pech haben krankheitshalber oder gar wegen der vom SCRIPT angebotenen Weiterbildungen zu fehlen, riskiert das Arbeitsklima des Lehrerteams arg darunter zu leiden.
In der Vergangenheit konnten sich die Lehrer bei Studienreisen oder mehrtägigen Aufenthalten in einer Kolonie, in der Regel auf die Mithilfe der Kollegen verlassen. Da die Mitglieder des Lehrerkollegiums als eingespieltes Team aufeinander verlassen konnten und die Kinder auch gut kannten, war eine qualitative Betreuung der Klassen „im Außeneinsatz“ rund um die Uhr gewährleistet. Die Gemeinde hatte meistens auch kein Problem, die mitreisenden Lehrer in den ihnen anvertrauten Klassen kurzfristig ersetzen zu lassen. Leider soll das nicht mehr möglich sein, so dass sich mancher Lehrer wohl in die Zukunft die Frage stellen muss, ob er bereit ist ein solches „Wagnis“, ohne die gewohnte Begleitung und Hilfe der Kollegen anzugehen. In diesem und ähnlichen Fällen wäre eine größere Flexibilität doch wohl mehr als angebracht.
Als skandalös betrachtet das SEW die Weigerung stillende Mütter in der ihnen per Gesetz zustehenden Stillzeit (in der Regel eine Stunde pro Tag) zu ersetzen. Wenn dies zu einer täglichen Mehrbelastung der Kollegen sowie einer Beeinträchtigung der Unterrichtsqualität in mehreren Klassen führt, werden sich sicher viele genötigt fühlen aus Rücksicht auf einen geregelten Schulablauf auf dieses Recht zu verzichten. Das SEW wird hier dringend auf eine allgemeine und zufriedenstellende Lösung drängen.
Diese Beispiele, zusätzlich zu den in den nächsten Jahren zu erwartenden manchmal drastischen Kürzungen der Lehrerstunden im Rahmen des berüchtigten Kontingents, lassen bei den vielen Lehrern den Verdacht aufkeimen, dass die, wenn auch sehr beschränkte, Autonomie der Schulen hauptsächlich dazu dient, das die Verschlechterung der Rahmenbedingungen aufgefangen werden sollen. Oder wie ein Lehrer es ausdrückte: „Der Mangel wird verwaltet.“
Zusätzlich demotivierend wirkt in diesem Zusammenhang der Versuch einiger Gemeindeführungen, durch eine Dienstordnung zur Besetzung der einzelnen Klassen oder Posten, in denen die Lehrer bei der freien Wahl oder einer Mitbestimmung außen vor bleiben sollen, größeren und, in diesem Fall destruktiven, Einfluss auf die interne Schulorganisation zu nehmen. Im SEW werden wir alles in unserer Macht stehende tun, um zu gewährleisten, dass die von den Schulkomitees ausgearbeiteten und vorgeschlagenen Ordnungen im Sinne der pädagogischen Kontinuität und des Schulfriedens in Kraft treten können.
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