Reform der Lehrerausbildung- A. Fohl (article paru au Tageblatt)
Gewerkschaften mobilisieren
Nachdem sich Regierung und Universität in Sachen Lehrerausbildung auf einen vorläufigen Kompromiss geeinigt haben, gehen die Lehrergewerkschaften SEW, FGIL, SNE und AIP mit einer Petition in die Offensive. Darin fordern sie die Regierung auf, den Zugang zum Lehrerberuf an die Bedingung eines MasterDiploms zu knüpfen. Bislang blieb die Zugangsbestimmung an eine dreijährige Ausbildung gebunden.
Der Petition vorausgegangen war der Beschluss des "Conseil de gouvernance" der Universität, im nächsten Jahr in der Lehrerausbildung mit einem dreijährigen Bachelor-Studiengang (180 ECTS-Kredite) an den Start zu gehen. Gleichzeitig hatte das Uni-Rektorat eingeräumt, ein Bachelor würde als Ausbildungsgrundlage für angehende Lehrer angesichts des komplexen schulischen Umfeldes nicht ausreichen. Nichtsdestotrotz bleibt es bis auf Weiteres bei einer minimalen Ausrichtung.
Unterdessen haben die zuständigen Minister für Hochschule und Unterricht ein Schreiben an die Uni-Verantwortlichen gerichtet, indem sie letztere auffordern, eine Expertengruppe mit der Frage zu befassen, welche Form ein Master-Lehrgang künftig annehmen sollte. Ein diesbezüglicher Bericht soll der Regierung zum 1. Februar 2006 vorgelegt werden.
Mit einer Portion Skepsis sieht der Dekan der zuständigen Fakultät die jüngste Entwicklung. Im Herbst laufe der neue Bachelor-Lehrgang an, dabei wüsste niemand, wie es danach weitergehe, so Lucien Kerger dem Tageblatt gegenüber. Das sei keine saubere Arbeit.
Befremden äußerte Kerger auch hinsichtlich des beantragten Expertengutachtens. Er sei bereits seit acht Jahren mit dem Dossier befasst und habe sich mit den Universitäten in Genf und Québec beraten. Eine internationale Expertise liege demnach bereits vor, so Kerger.
Vor diesem Hintergrund drängen sich Fragen, die auch die Lehrersyndikate auf den Plan gerufen haben mögen. Sollen mit dem im Herbst anlaufenden Bachelor-Studiengang erst einmal vollendete Tatsachen geschaffen werden? Will die Regierung angesichts bevorstehender Gehälterverhandlungen beim Staat auf Zeit spielen?
Die Botschaft der Gewerkschaften an die Adresse der Regierung ist unmissverständlich: Wenn Luxemburg sich im Hinblick auf die Wissensgesellschaft gut positionieren will, kann es sich in der Lehrerausbildung nicht mit einer minimalistischen Option begnügen.