Betrifft: Zahlenbuch, Zyklus 3.
Das ‚ZAHLENBUCH’ in seiner vorliegenden Form, ist für den Gebrauch in einer Klasse mit starker Migrantendurchmischung kaum einsetzbar. Aus diesem Grunde haben wir im Zyklus 3.1. GACOM nach einer Woche die Bücher eingesammelt und sind zum Mathematikbuch 3 zurückgekehrt.
Feststellungen: Das Buch baut stark auf Sprache auf. Es ist sehr wortreich. Die meisten Texte sind recht lang. Satzbau und Wortwahl richten sich an deutschsprachige oder quasi-deutschsprachige Schüler, die der Sprache absolut mächtig sind. Mathematische Begriffe sind aus Spielen, logischen Übungen, Textaufgaben zu finden. Die intellektuelle Tätigkeit dabei entspricht vielfach nicht den Fähigkeiten von Schülern aus sozial schwachen Schichten, die wenig belesen sind, über einen eingeschränkten Erfahrungshorizont verfügen und denen die entsprechenden Vorkenntnisse größtenteils fehlen.
Das Sprachniveau liegt im Allgemeinen über dem passiven Wortschatz unserer Schüler. Dies betrifft auch Schüler, die Zyklus 2 in einer luxemburgischen Schule absolviert haben. Die Formulierungen und das gebrauchte Vokabular sind auch für schwächere ‘normale’ Schüler auf einer zu hohen Sprachebene, bedürfen zu häufiger Wort- und Begriffserklärungen, um fließendes Arbeiten zu ermöglichen.
Es gibt viele Verweise auf kulturelles Gut, das jedoch einer einfacheren sozialen Schicht, die zudem noch aus einem anderen Kulturraum stammt, fehlt. (Albrecht Dürer, Einstein usw., siehe oben!)
Migrantenkinder, die des Deutschen überhaupt nicht oder nur sehr begrenzt mächtig sind, verlieren sich in den Texten. Der Lehrer wird zum Dolmetscher. Mehr Zeitverlust entsteht dann durch mehrsprachige und doppelte, dreifache Erklärungen. Bedingt durch die Arbeit mit ‚Untertiteln‘ ist von einem programmgerechten Vorwärtskommen keine Rede.
1. Forderung: Es ist widersinnig und kontraproduktiv, neu eingereisten Schülern mit diesem Buch Mathematik beibringen zu wollen. Diese Schüler wären besser in einer der vorherigen ‚classes d’accueil‘ aufgehoben, wo sie das Rechnen nur in einer Sprache lernen könnten. Das Buch müsste daher, ebenso wie das vorherige, in einer französischen Übersetzung vorliegen. Wobei es allerdings folgendes zu bedenken gibt: in der vorliegenden Fassung ist das Buch sehr ‚deutsch‘. Der kulturelle Hintergrund ist eindeutig deutsch ausgerichtet, weshalb eine Übersetzung aufgesetzt wirken würde.
2. Forderung: Die Sprache müsste für luxemburgisch eingeschulte Kinder an ein niedrigeres Klassenniveau angepasst und einfacher sein. Es handelt sich im engen Sinne nicht um ein Zahlenbuch sondern vielmehr um ein Textbuch mit mathematischen Aufgaben. Dabei stellt sich aber gerade im spezifischen luxemburgischen Kontext die Frage nach den eigentlichen Zielen des Mathematikunterrichts, wenn man keinen zweiten Sprachkurs daraus machen möchte, sollte man den mathematischen Operationen, besonders auf dieser Entwicklungsstufe, den Vorrang geben.