Wie kann Inklusion gelingen?

Wie kann Inklusion gelingen?
Seit 2006 haben 134 Länder die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) ratifiziert. Luxemburg hat seinerseits den Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtkonvention 2012 unterzeichnet.
Artikel 24 der BRK definiert inklusive Bildung als Menschenrecht:
"Die Vertragsstaaten (sichern) ... den Zugang zu einem inklusiven, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen (sowie)... zu allgemeiner tertiärer Bildung, Berufsausbildung, Erwachsenenbildung und lebenslangem Lernen."
Im Wesentlichen beruht inklusive Pädagogik auf der Wertschätzung der Vielfalt. Seit Jahren wird in Luxemburg ein zum Teil sehr emotionsgeladener Diskurs zur Inklusion von den diversen Professionen und Interessengemeinschaften (Eltern, Lehrer, Erzieher, Politiker, Schulinspektoren,...) geführt. Allzu selten finden ein echter Dialog und ein konstruktiver Austausch statt. Die unterschiedlichen Interessen erweisen sich oft als ein großes Hindernis auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel: Inklusion.
Lösungsorientierte Ansätze sind:
- die sonderpädagogische Förderung in die Regelschule zu überführen anstatt dauerhaft zwei parallele Systeme (EDIFF, Regelschule) zu finanzieren.
- die Aufweichung der hierarchischen Strukturen zugunsten von weniger Bürokratie und mehr Effizienz. Ein hierarchisches Modell steht im Widerspruch zu einer offenen, auf Vertrauen basierenden Arbeit. Als außenstehende Instanz untergräbt die CIS (Commission d'Inclusion Scolaire) des öfteren sowohl die pädagogische Autonomie der Lehrer und Erzieher als auch deren Professionalismus, d.h. die Zuständigkeiten der Klassenlehrer und Erzieher, die tagtäglich mit den Schülern arbeiten, 6werden nach einer Top-Down Logik festgelegt.
- eine gemeinsame wissenschaftliche Ausbildung (etwa in Form eines Moduls "Inklusive Bildung") aller Lehrer und Erzieher an der Uni Luxemburg ist erstrebenswert. Dadurch könnten (Berührungs)Ängste sowie Vorurteile abgebaut und neu über Zuständigkeiten nachgedacht werden: ein weiterer Beitrag zur Professionalisierung.
- eine Doppelbesetzung mit Lehrkräften -idealerweise ein Team aus einer/m Lehrer/in und einer/m Vertreter/in der Equipe Multiprofessionelle.
Einige dieser lösungsorientierten Ansätze kann man im Abschlussbericht zu einer Studie[1] zum Thema "Inklusion" (Kooperationsprojekt zwischen SCRIPT Luxemburg und PH Ludwigsburg, November 2014) nachlesen.
In diesem Kontext erscheint es uns als sinnvoll, ebenfalls eine Studie zur Inklusion in der Luxemburger Grundschule durchzuführen.
Es ist die Aufgabe des Bildungssystems, durch Bereitstellung von speziellen Mitteln und Methoden einzelne Lernende besonders zu fördern und die Lehrenden dabei zu unterstützen.
Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif!
Das MENJE ist gefordert!
Viviane GOFFINET
Nadine ELCHEROTH
[1] Studie über die Arbeit von Grundschulen und Sekundarschulen, die versuchen die Integration aller Schüler/innen im Sinne der "UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" zu fördern.